Mittwoch, 5. Februar 2014

Debattenbeitrag: Homosexuelle schauen in die Röhre

Gay West schrieb über die "Manif pour tous (les con)" in Paris, die sich gegen die "Pläne" der linken Regierung zum Familienrecht stellt:

"Es hat niemanden einen feuchten Kehricht anzugehen, ob sich jemand künstlich befruchten lassen, gleichgeschlechtlich heiraten oder eine Leihmutter in Erwägung ziehen möchte."

Eine gute Gelegenheit auch an dieser Front mal zu schauen was so läuft im sich vereinigenden Europa.

Die Demo am Wochenende wurde mal wieder von den Rechtsaussen der franz. Politik dominiert. Unter anderem durfte natürlich Marie le Pen von der Front National (zu vergl. mit dem rechten Flügel der CSU unter Strauss) nicht fehlen, aber auch der rechte Flügel der UMP (die franz. CDU) bot sich zum Schulterschluss an. Natürlich mussten auch die franz. Katholiken Flagge zeigen. So feierte die französische Rechte ein fröhliches Happening auf den Strassen von Paris und lebte ihren Groll gegen die "degenerierten, perversen und asozialen" Homos aus, auch wenn das keiner so direkt gesagt hat.

Ziel war es die Reformen zum Familienrecht der PS zu verhindern, Ziel war die Erhaltung der Kernfamilie aus Mutter, Vater und Kind. Komischerweise geht hier in Frankreich kein Mensch auf die Strasse wenn jährlich tausende Eltern vom Gericht ausgegrenzt werden, warum auch? Franzosen sind überwiegend unpolitisch, zumindest unpolitischer wie Deutsche. Es gillt der Spruch, diskutiere niemals über Politik in einer Bar, meist hält man sich daran.

Anmerken möchte ich, dass unter anderem auch von Samenspende betroffene Kinder und Kinder der in Frankreich möglichen anonymen Geburt, an der Demo teilgenommen haben um für ihre Rechte und ihre Sichtweise zu demonstrieren. Somit waren zumindest einige wenige Betroffene vertreten, die eine wirkliche Debatte hätten auslösen können. Diese wurden durch das politische Schauspiel der Rechtskonservativen und christlichen Fundamentalisten jedoch übergröhlt.

"Manif pour tous" - die GayPride von rechten Spinnern

Wie schlecht die meisten Demonstranten informiert waren, zeigt sich daran dass sie sich auch gegen Leihmutterschaft ausgesprochen haben. Leihmutterschaft steht aber nicht auf der Agenda der PS. Es gibt zwar ab und an einige spleenige Linke im Parlament die sowas immer mal wieder fordern, das war es aber auch.


Die PS möchte nur die Samenspende für lespische Ehepaare legalisieren. Schwule schauen in die Röhre oder in den leeren Geburtskanal, wie man es auch sehen möchte. Wenn wirklich jemand glaubt, französische Feministinnen würden Leihmutterschaft zulassen, der sollte mal Heziliger lesen, besonders ihre Texte in denen sie über die Bedeutung der weiblichen Eizelle schwadroniert. 

"Sie [das Spenderkind] möchte wissen, wem sie ihre Existenz verdankt. Das Sperma ist ja biologisch gar kein Samen, aus dem der neue Mensch wächst, sondern er gibt bekanntlich den Anstoß zur Zellteilung des weiblichen Eies und fügt Chromosomen hinzu. Die gesamte Leistung der Entstehung des Kindes im Körper der Frau mitsamt dem Risiko der Geburt und die intensive Versorgung des Säuglings kommt nun mal der Frau zu. Von Gleichwertigkeit der Leistung und daraus entstehender Ansprüche kann m.E. keine Rede sein, einer Gleichberechtigung fehlt hier die Basis."  

Mutterschaft ist wichtig, die Schwangerschaft ist wichtig, gewährt sie doch ein Vorrecht auf das Kind. Würde jetzt dieser so wichtige Prozess, der angeblich ja auch den nicht existenten Mutterinstinkt ausbildet, durch Leihmutterschaft banalisiert, würden Menschen merken, Kinder können auch nach der Schwangerschaft wichtige, teilweise sogar wichtigere Bindungen, ausbilden. Das kann keine Feministin wollen, zumindest nicht, wenn Männer Nutzniesser sind, Biolooser halt.

Diese Entmachtung der Frau möchte keine Feministin wirklich. Wie Simone de Beauvoir schon sagte:
„Nein, wir wollen den Frauen gerade nicht die Wahl lassen zwischen  Berufstätigkeit und Mutterdasein und zwar aus dem einfachen Grunde,  weil zu viele Frauen sich für die Mutterschaft entscheiden würden.“

Dieser Satz prägt den heutigen Feminismus bis ins letzte Glied! Der Feminismus heute möchte auch Mütter mit einbeziehen, es geht nicht mehr um Gleichberechtigung, es geht um Mutterschaft und Gleichstellung. Es geht um die Butter und das Geld für die Butter, wie man in Frankreich sagt. Frau möchte alles! Mutterschaft, Unterhalt und die gleichberechtigte Karriere trotz Mutterschaft, natürlich mit einer 35 Stunden Woche und garantiertem staatlich finanzierten Kindergarten, inklusive einer Anerkennung als Opfer für ihre Mühen der Doppel- und Dreifachbelastung.

Nicht anders lässt sich erklären, das Alleinerziehung so stark gefördert und politisch präferiert wird. Nicht anders lässt sich erklären dass Frauen, selbst im mit Ganztagskrippen zugepflasterten Frankreich, bis heute durch die Kindererziehung und Haushalt so benachteiligt sind, wärend Väter nach der Trennung immer weiter ausgegrenzt werden und rechtlich, z. B. durch das Sorgerecht ab Geburt z. B. in Deutschland nicht gleich ausgestattet werden. Genauso wird der Beitrag der Väter in Form von Unterhalt in keiner Statistik erwähnt, die von irgendwelchen Lohnlücken und Lohnunterschieden phantasiert.

Würden morgen Brutkästen entwickelt, die den Embrio künstlich, z. B. in der elterlichen Wohnung, ausbilden, wäre die Rolle der Mutter entmistifiziert. Ein Horrorszenario für viele Feministinnen. Nicht dass ich bestreite, dass ein Ebrio auch wärend der Schwangerschaft schon seine Umgebung wahrnimmt, Sprache hört, auf Berührungen des Mutterbauches reagiert. Doch das alles kann in einem Brutkasten auch passieren, nur ohne Mutter, die Eltern bleiben einfach abwechselnd in der Wohnung.

Natürlich kann Ethisch ein Unterschied zwischen einer einfachen Samenspende und dem etwas komplexen Einsezten einer Spendereizelle und dem noch komplexeren Prozess der Schwangerschaft inkl. Geburt gesehen werden. Rechtlich, also allein in der Form der Donation einer zur Fortpflanzung nötigen Substanz, ist hier kein Unterschied gegeben, auch wenn Heiliger jetzt wutschnaubend und füssestampfend etwas anderes behaupten würden.

Trotzdem ist z. B. die Spende einer Eizelle nicht in dieser Gesetzesreform vorgesehen, selbst wenn z. B. die verheiratete Frau unfruchtbar ist, so ist hier der gesetzliche Weg vergleichsweise schwieriger. Deshalb wurden in Frankreich im letzten Jahr 1000 Kinder durch Samenspende; aber nur zwischen 150 und 200 durch Eizellen- oder Embrionenspende geboren. Hierzu noch eine Leihmutterschaft für Schwule, undenkbar, selbst für linke Gleichstellungsphantastinnen.

Mein Bauch gehört mir! Das private ist aber auch politisch! Und beim Bauch hört das private auf und das politische beginnt. Darf eine Frau in Frankreich das Kind bis zum 3ten Monat abtreiben, eine anonyme Geburt durchführen oder zur Adoption freigeben, so darf sie nicht für andere ein Kind austragen! Wo rechtsethisch der Unterschied zwischen einer anonymen Geburt, von einer Frau die das Kind garnicht möchte und der Leihmutterschaft ist, kann mir bis heute kein französischer Politiker logisch erklären. Der Akt der Befruchtung, z. B. in einer stinkenden Kellerbar wo sich eine Alkoholikerin hat schwängern lassen ist mit Sicherheit nicht ethisch oder moralisch besser wie eine künstliche Befruchtung einer Leihmutter in einem Krankenhaus.

Ethisch mag jeder seine eigenen Schlüsse ziehen wie er zu Samen-, Eizellenspende und Leihmutterschaft steht. Wer aber glaubt, in Frankreich würden Feministinnen und Verbände von Lesben für die Rechte der Schwulen kämpfen, der irrt. Denn selbst bei der Vergabe von Adoptivkindern wird es so sein, dass zuerst Heteropaare genommen werden, dann lesbische Eltern und am Schluss, wenn niemand mehr will, dann dürfen die Schwulen auch mal. Selbst eine Quote für Homosexuelle würde dies nicht im geringsten ändern, lesbische Paare würden dann nur öfter zum Zug kommen, schwule Paare natürlich nicht.

Also bleibt auch hier für Schwule nur der Weg ins Ausland, das allerdings reich bestückt ist mit potentiellen Adoptivkindern. Selbst Fortpflanzen dürfen Homosexuelle sich nur dann, wenn sie eine Mutter finden, z. B. ein lesbisches Paar, das einen Samenspender sucht. Wobei sie dann, genau so wie Hetroväter, von der Mutter abhängig, nein Väter von Mutters Gnaden sind.

Die Schwulen in Frankreich stehen, sobald die Samenspende für lesbische Paare legalisiert wird, allein. Kaum ein Verband von Lesben wird mit ihnen kämpfen, wozu auch, würden sie dadurch doch gleichzeitig die Rechte der Spenderväter und der eigenen Kinder stärken, indem sie ihre Rolle als Austrägerinnen in Frage stellen. Kein Verband wird diese Entmistifizierung gutheissen.

Wir haben diese beginnende Trennung im Kampf um Rechte zwischen Schwulen und Lesben in Deutschland bereits erlebt. Beim Rosa Winkel, der Männern als Schwul auswies, die wegen ihrer Neigung in KZ's eingesperrt wurden. Wegen diesem Winkel wurde den Schwulen ein Denkmal in Berlin errichtet, dass sie als Opfer des Nationalsozialismus ausgewiesen hat. Frauen durften ihre Neigung unter den Nazis nicht mehr offen ausleben, Männer wurden verfolgt.

Auch hier mussten die Schwulen zurücktreten und die Lesben in das Homodenkmal in Berlin einziehen lassen, als gleichwertige Opfergruppe. Übrigens auch weil Feministinnen dies so wollten, die Vorreiterin auch hier die Emma mit Alice Schwarzer.

Frauen hatten es so schwer und mussten ihre Neigung im dritten Reich verstecken. Wo ist das Denkmal für meinen Grossvater, der musste auch verstecken dass er die Nazies für tumbe Idioten hielt, der aber trotzdem nicht im Wiederstand war? Und wo ist die Anerkennung für durch den 175ger noch in der BRD verfolgte Schwule, für die sich ebenfalls keine Alice Schwarzer interessiert?

Diese wurden selbst nach dem dritten Reich noch strafrechtlich verfolgt, mit dem gleichen Paragraphen, den schon die Nazis nutzen. Der 175er wurde erst im Rahmen der Wiedervereinigung aufgehoben, übrigens nur weil dieser Unterdrückerdstaat von DDR den 175 bereits abgeschafft hat.

Auch auf die Frage ob der Straftatbestand zum Exhibitionismus dem Gleichheitsgrundsatz des GG entspricht, müssen ebenfalls die Schwulen herhalten. So zitiert z. B. die Verfassungsrichterin und bekennende Feministin Limbach 1999 in der Verfassungsbeschwerde - 2 BvR 398/99 - in ihrer Begründung:
"Art. 3 Abs. 2 und 3 GG ist auf diese Bestimmung des Sexualstrafrechts nicht anwendbar (vgl. BVerfGE 6, 389 <423 f.>)."
In diesem Urteil (BVerfGE 6,389) stellte 1957 ein Verfassungsrichter fest, dass eine strafrechtliche Verfolgung der männlichen Homosexualität mit der Verfassung konform ist, während Frauen ihre Neigung frei ausleben können.

Die schwulen Männer in Frankreich stehen bald wieder allein, spätestens dann, wenn Lesben Mutter werden können. Dann wird man sich höchstens noch bei der GayPride treffen, sonst hat man aber nicht mehr viel gemein. Dann gibt es Lesben, die Mutter werden können und somit besser gestellt werden müssen, die doppelt benachteiligt sind, als Lesben und als Mutter und es wird Schwule geben...

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